Jedes Gebäude hat einen „Lebenslauf“. Diesen Lebenslauf aufzudecken ist die Aufgabe der historischen Bauforschung. Unterschiedliche Bauphasen, Baunähte, wechselnde Materialien, insbesondere Farben oder Steinformate sind ebenso Indizien für die wechselnde Geschichte von Bauwerken wie vermauerte Türen und Fenster, neu angelegte Treppenhäuser und Zimmerfluchten. Durch die Bauforschung wird die Vergangenheit eines Bauwerkes nachvollziehbar.
Die Anfänge der Bauforschung reichen in das 18. Jahrhundert zurück, als junge Architekten zur weiteren Ausbildung zu antiken Stätten – vornehmlich nach Rom, später dann auch nach Griechenland – reisten. Im Vordergrund bei der Beschäftigung mit historischer Architektur stand dabei der Wunsch, durch genaue Kenntnis architektonischer Ordnungen und Details eine sichere Grundlage für die eigene Arbeit als Architekt zu gewinnen. Historische Architektur sollte Vorbild für die Lösung neuer Bauaufgaben sein. Die Erforschung historischer Architektur und die Beschäftigung mit moderner Architektur sind deshalb untrennbar verbunden.
Das durch die Bauforschung gewonnene Wisssen hilft Denkmalpflegern, Eigentümern und Architekten bei der Beurteilung des Denkmalwertes, der präzisen Planung von Umbaumaßnahmen und kann zugleich Grundlage wissenschaftlicher Forschung über historische Architektur, deren Nutzung oder Konstruktion sein. Die Bauforschung bedient sich unterschiedlicher Methoden, die je nach Aufgabenstellung sowie nach Art und Zustand des Objektes variieren können. Grundlage jeder Bauforschung ist die genaue Beobachtung des Bestandes – eine Spurensuche nach der Geschichte und deren zeichnerische und fotografische Dokumentation.
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Die Aufgaben der Bauforschung nahezubringen war das Anliegen des „Tages des offenen Denkmals“ im Jahr 2008, der unter dem Thema „Vergangenheit aufgedeckt - Archäologie und Bauforschung“ steht. Die Bauforschung hat auch und insbesondere in den letzten Jahren und Monaten unser Wissen über die Geschichte von Cottbus bereichert. Hier sind vor allem die archäologischen Grabungen am Altmarkt Cottbus und im Bereich der Stadtpromenade am Bleche Carré zu nennen. Ferner wurden im Vorfeld der Bauarbeiten am Dieselkraftwerk, dem Staatstheater und der Gutsökonomie Branitz Dokumentationen des his- torischen Bestands angefertigt, die Baudenkmalpflegern und Architekten als Entscheidungshilfe dienten. Ein Schwerpunkt sind auch Hausflure und Fassaden. Bei diesen Objekten steht besonders die Ermittlung historischer Farbfassungen und Gestaltungselementen im Mittelpunkt. Getreu dem Motto des Denkmaltages, einmal im Jahr Denkmale, die sonst nicht allgemein zugänglich sind, zu öffnen und diese durch Füh- rungen „erlebbar“ zu machen, öffnen in diesem Jahr historische Gebäude mit besonders denkmalwerten Hausfluren ihre Türen und werden durch Führungen erlebbar gemacht. Gegenstand dieser Führungen sind aber auch Fassaden mit herausragenden Gestaltungselementen. Sicherlich von besonderem Interesse wird neben den Führungen auch der Vortrag über die Entwicklungsgeschichte von historischen Dachtragwer- ken anhand des Dachtragwerkes der Sandower Schule sein.
Ich danke allen Eigentümern, Veranstaltern und der Vorbereitungsgruppe des Denkmalbeirates sehr herzlich für ihren ehrenamtlichen Einsatz. Ohne ihr Engagement wäre die Durchführung eines solchen Tages nicht möglich. Allen Cottbuserinnen und Cottbusern sowie allen Besuchern wünsche ich interessante Einblicke in die Spuren unserer Stadt.
(Marietta Tzschoppe, Beigeordnete für Bauwesen)